Nach 2 Jahren Coronapause fand am Samstag, den 19.11.2022 unsere bereits 4. Honigverkostung im Verein statt. Die jährliche Honigverkostung hat sich in unserem Verein als ein herausragendes, gesellschaftliches und kulinarisches Ereignis etabliert.
Nach einem freiwilligen Coronatest vor Ort, nahmen alle Teilnehmer der Verkostung um eine reich gedeckte Tafel Platz.
Als Einstieg wurde mit einem kräftigen Riesling Winzer-Sekt auf das gute Honigjahr 2022 und einen geselligen Abend angestoßen.
Wein und Honig, gleichermaßen 2 Geschwister, die die großartigen und vielfältigen Aromen und Geschmacksnuancen aus der Natur widerspiegeln.
Eine Verkostung dient, ganz nebenbei, dem Training von Geruchs- und Geschmackssinn. Sie bewirkt mehr Sicherheit im Schmecken und Benennen von Aromen, Texturen, Farbnuancen.
Das Jahr 2022 war, trotz der großen Hitzewellen im Sommer, ein herausragendes Honigjahr. Auch aufgrund des geringen Wasseranteils war die Qualität überdurchschnittlich. Das spiegelte sich in den mitgebrachten Honigen wieder und wir konnten eine große Vielfalt an Geschmacksnoten genießen.
Schon der erste Honig, der in die Runde gegeben wurde, ein Hochgenuss!
Eine Frühlingsblüte mit feinen natürlichen Kristallen und einem frischen Apfelblüten- Geschmack aus Niederramstadt. Es folgten hervorragende mild-blumige Frühtracht-Honige aus Roßdorf, Oberbeerbach, Modautal und Darmstadt. Danach einsortiert, kräftigere Sommerblüten-Honige aus Roßdorf, Nieder-Ramstadt, Dieburg, Egelsbach, Niederramstadt und Darmstadt. Lindenblüten, Kornblumen, Brombeeren aber auch Anteile von Blatthonigen konnten herausgeschmeckt werden.
Alle Honige waren von intensivem Geschmack und toller Qualität, einige mit liebevoll gestalteten, individuellen Etiketten präsentiert.
Nach den Mischhonigen sollten einige Sortenhonige die “Runde machen”.
Mild-blumiger Akazienhonig und zitronig frischer Lindenblütenhonig aus dem Stadtgebiet Darmstadt machten den Anfang.
Danach ein kräftiger Waldhonig mit malzig caramelligen Aromen heimischer Nadelbäume und dem feinen Säurespiel des Eichenblatthonigs.
Weitere würzige Sortenhonige folgten: Bärlauchblüte mit leichter Zimtnote und feinem Zwiebelaroma oder Fenchelhonig mit typischen Kräuteraromen aus der Gemarkung Pfungstadt.
Nun ein Experiment: 2 Edelkastanienhonige aus der Pfalz, von einem Standort, gleichzeitig geerntet: 1 x kristallin und 1 x flüssig… Malz und Caramelnoten wurden stärker bei dem flüssigen Honig empfunden, milder und nussiger dagegen der kristalline Honig.
Erstaunlich, wie stark sich die Textur auf die geschmackliche Wahrnehmung auswirken kann.
Es folgte die “Praline “des Abends – ein Presshonig aus der Warrebeute geerntet.
Durch das Zerdrücken und Pressen ganzer Waben gelangen, trotz Sieben, auch kleinere Partikel in den Honig.
Diese “leichte Krümelstruktur” intensiviert die Wahrnehmung von Aromen aus Pollen, Propolis und Bienenwachs – ein weiteres Highlight des Abends.
Zum Schluss mit der Impression „Pferdestall”- der Buchweizenhonig. Dies bezieht sich in erster Linie auf den Geruch. Der Geschmack ist stark malz- und caramellastig.
Über den Abend hatten wir die Möglichkeit, 2 verschiedene Buchweizenhonige zu testen. Der eine sortenrein mit intensiv “stallartigem” Geruch, der andere “versteckt” aber präsent in einer aromatischen Sommerblüte aus Oberbeerbach.
Man mag sich fragen, wie es gelingt, in direkter Abfolge die unterschiedlichsten Aromen aus den Honigen herauszuschmecken. Diverse Brot- Käse- Schinken- und Obstsorten, die reichlich aufgetischt waren, waren hier sehr hilfreich.
Sicher unerlässlich: regelmäßiges Training des Geschmacks- und Geruchssinnes
Ein sehr gelungener Abend mit netten Teilnehmern und ihren Spitzenhonigen!
Dazu feinem Essen, leckerem Sekt und Weinen. Alternativ gab es alkoholfreie Getränke aus schwäbischem Wiesenobst und Kräutern. Ein Hochgenuss für jeden Imker und Feinschmecker.
Wir freuen uns bereits jetzt auf das Honigjahr 2023 und die anschließende Verkostung.
Dr. Barbara Brecher, Jochen Müller